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DAB - Deutscher Athleten-Bund (historisch)

DAV DASV1 DASV2 Der Deutsche Athleten-Bund als Dachverband der Schwerathleten wurde zwar erst 1949 gegründet, sein Vorgängerverband allerdings schon 58 Jahre vorher. Dieser wurde allerdings immer wieder umgebildet und umbenannt.
Anfang der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Hamburg, Köln, Duisburg, München, Frankfurt, Leipzig usw. die ersten Athletenvereine. Die immer weiterwachsende Zahl der Vereine begann sich zu Verbänden zusammenzuschließen. Am 09.06.1891 wurde in Duisburg der Deutsche Athletenverband (DAV) gegründet. Die in derselben Zeit gegründeten regionalen Verbände (Süddeutscher, Elsässischer, Württembergischer, Nordwestdeutscher, Pommerscher, Bayrischer, Mitteldeutscher, Hamburgischer, Saar, Vogtländischer und Thüringischer Verband) gingen zwischen 1897 und 1900 als Kreise in den DAV auf. Einige sonderten sich später aber auch wieder ab.
Nachdem sich 1906 der in der Arbeiterbewegung verankerte Arbeiter-Athletenbund Deutschlands gegründet hatte, folgte 1909 als weiterer Verband die Deutsche Athleten-Union. Daneben gab es zahlreiche regional begrenzte Verbände. So auch der in Berlin ansässige Freie Bund deutscher Athleten-Verbände (1.400 Mitglieder).
Am 16./17.09.1911 in Dresden traten die beiden größten Verbände DAV mit 21.000 Mitgliedern und die DAU mit 6.000 Mitgliedern, sowie der Freie Bund deutscher Athleten-Verbände, der Sächsische Athletenverband, der Hessische Athletenverband, der Schwäbische Athleten-Verband und die Anhaltische Athleten-Vereinigung in ein Kartellverhältnis als Deutscher Reichsverband für Athletik (DRfA). Später folgten nach und nach weitere Verbände. Ab 29.09.1918 den Namen Deutscher Kraftsportverband führend hieß dieser ab dem 09.08.1919 dann Deutscher Athletik-Sportverband von 1891 (DASV).
1930 bestand der DASV aus 16 Kreisen und einem Auslandskreis Nordamerika.
Der DAV war 1905 Gründungsmitglied des ersten internationalen Schwerathletik-Verbandes der Amateur-Athleten-Weltunion. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der DASV erst 1928 wieder in die internationalen Verbände FIH (Gewichtheben) und IAWF (Ringen) aufgenommen.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten verlor auch der DASV seine Eigenständigkeit. Zwar versuchte die Verbandsführung mit taktischen Maßnahmen (Übernahme des Führerprinzips, Verzicht auf den Zusatz „von 1891” im Namen) der Gleichschaltung zu umgehen, aber ab Mai 1933 hieß es Deutscher Schwerathletikverband als Fachamt 4 im DRL, ab 30.09.1936 nur noch Fachamt (FA) Schwerathletik. 1936 wurde der DASV aus dem Verbandsregister gelöscht.
Der Deutsche Schwerathletikverband gliederte sich anfangs in 8 Fachgruppen: neben den Amateurverbänden Deutscher Boxsportverband, Deutscher Ringerverband, Deutscher Athletiksportverband (Juli 1933 umbenannt in Deutsche Athletiksportbehörde) und Deutscher Jiu-Jitsu-Verband auch noch den Verband deutscher Berufsfaustkämpfer, Verband deutscher Berufsringer, Verband deutscher Berufsathleten und Verband der Berufs-Jiu-Jitsu-Kämpfer. Die Boxer bildeten aber schon kurz darauf ein eigenes Fachamt.

Die sportliche Tätigkeit bestand anfangs aus Gewichtheben, Ringen und Steinstoßen. Im Gewichtheben war das sogenannte Dauerstemmen, d.h. die bis zur Höchstleistung getriebene Ausführung derselben immer wiederholten Übung vorherrschend.
Vom 16.-17.11.1912 tagte in Kassel der 1. Allgemeine Deutsche Athletenkongress. Wichtigster Beschluss war die Verabschiedung der einheitlichen Deutschen Wettkampfordnung. Mit ihr wurde u.a. für das Gewichtheben der deutsche Fünfkampf eingeführt, bestehend aus einarmigem Reißen und Stoßen, sowie beidarmigem Drücken, Reißen und Stoßen. Im Ringen wurde u.a. der Kampf bis zur Entscheidung eingeführt. Die schweren Wurfübungen wurden in Steinstoßen, Gewicht- und Hammerwerfen spezialisiert. In diesen Wurfübungen wurde der Deutschen Sportbehörde für Athletik (DSB) als dem leichtathletischen Dachverband der Abschluss eines Kartellvertrages angeboten, um eine Abgrenzung der Zuständigkeiten zu erreichen. In dem Statut war auch die Führung einer Rekordliste für schwerathletische Übungen vorgesehen. Als Rekord sollte nur die beste Leistung eines Jahres anerkannt werden.
Am 24.07.1913 schlossen der DRfA und die DSB einen neuen Kartellvertrag (gekündigt am 09.08.1919), der eine Vereinbarung vom Februar 1912 ersetzte. Danach war der DRfA zuständig für Gewichtheben, -stoßen, Ringkampf und Musterriegen mit Rundgewichten. Die DSB ist zuständig für Laufen, Gehen, Werfen, Stoßen (außer Gewichtstoßen), Staffetten und Mannschaftsläufe, sowie entsprechende Mannschaftskämpfe. Ohne gegenseitige Genehmigung können beide Verbände folgende Sportarten betreiben: Hammerwerfen (Internationale Vertretung durch die DSB), Steinstoßen, Gewichtwerfen und Tauziehen (Internationale Vertretung durch den DRfA). Ab 1919 gab es ein Doppelstartrecht zwischen DASV und DSB.
Doch mit der Wiedergründung des Deutschen Sportbundes am 07.11.1924 wurde das Verhältnis DASV zur DSB (und weiteren Verbänden) erneut geregelt. Allerdings löste sich dieser lose Bund Ende 1927 schon wieder auf. Damit sah sich der DASV auch gezwungen für seine Mitglieder eigene Leichtathletikmeisterschaften auszurichten und die Führung einer Rekordliste für leichtathletische Übungen wieder aufzunehmen.

Mitgliederentwicklung
1893: 1.340 Mitglieder in 53 Vereinen
1900: 11.000 Mitglieder in rd. 300 Vereinen
1911: 21.000 Mitglieder
1914: 31.740 Mitglieder
1924: 45.000 Mitglieder in 780 Vereinen
1928: 120.670 Mitglieder in 852 Vereinen
1930: 121.151 Mitglieder in 860 Vereinen

Übersicht der im DAB und seinen Vorgängern betriebenen Sportarten
Sportart Meisterschaften
Bodybuilding 1924 und 1932
Boxen 1921 - 1933
Gewichtheben seit 1893
Judo 1930 - 1954
Kunstkraftsport seit 1930
Leichtathletik 1905 - 1933
Rasenkraftsport seit 1893
Ringen seit 1893
Rundgewichtssport seit 1893
Tauziehen seit 1905

In der Bundesrepublik Deutschland wurde am 23.10.1949 in Friesenheim der Deutsche Athleten-Bund (DAB) anfangs zuständig für Ringen, Gewichtheben, Tauziehen, Rundgewichtsjonglieren, Judo, Rasen- und Kunstkraftsport gegründet. Der DAB wurde 1951 wieder Mitglied im internationalen Gewichtheber- bzw. Ringerverband.
Am 09.08.1953 spaltete sich als erstes Judo als eigener Verband ab. Auf dem Bundestag am 05.07.1969 in Bremen beschloss man die Bildung von 4 Fachverbänden (Deutscher Gewichtheber-Bund, Deutscher Ringer-Bund, Deutscher Kunstkraftsport-Verband und Deutscher Rasenkraftsport-Verband) mit weitest gehender Autonomie innerhalb des DAB. Auf dem 12.  DAB-Bundestag in Kassel am 10.07.1971 wurde die Satzung in der Art geändert, dass in Zukunft folgende Fachverbände ordentliche Mitglieder sind: Deutscher Ringerbund, Bundesverband Deutscher Gewichtheber, Deutscher Rasenkraftsport-Verband und Deutscher Kunstkraftsport-Verband. Der letzte Akt in der langen Geschichte des DAB war seine endgültige Auflösung auf dem außerordentlichen Bundestag am 25.06.1972.

Präsidenten

Vorsitzender DAV
09.06.1891 - 17.09.1911 Rudolf Bredemeyer (Köln)
Vorsitzender DRfA
17.09.1911 - 04.05.1913 Eugen Kißling (Stuttgart)
04.05.1913 - 07.06.1913 Richard Preuß (Berlin), kommissarisch
07.06.1913 - 29.09.1918 Richard Preuß (Berlin)
Vorsitzender Deutscher Kraftsport-Verband
29.09.1918 - 09.08.1919 Richard Preuß (Berlin)
Vorsitzender DASV
09.08.1919 - 20.08.1920 Richard Preuß (Berlin)
20.08.1920 - 05.08.1923 Jakob Dirscherl (München)
05.08.1923 - 24.05.1933 Ernst August Kampmann (Kassel)
Führer des DASV
24.05.1933 - 14.09.1933 Ernst August Kampmann (Kassel)
14.09.1933 - 1?.04.1934 Richard Preuß (Berlin)
1?.04.1934 - 30.06.1934 Werner Glasenapp (Berlin)
01.07.1934 - 31.12.1935 Dr. Hans-Joachim Heyl (Berlin)
Fachamtsleiter
24.05.1933 - 31.12.1936 Dr. Hans-Joachim Heyl (Berlin)
31.12.1936 - 07.04.1937 Kurt Frey (Berlin), kommissarisch
07.04.1937 - 25.01.1945 🕆 Kurt Frey (Berlin)
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Schwerathleten (AGDS)
23.11.1947 - 26.09.1948 Adam Krahforst (Köln)
Vorsitzender des Arbeitsausschußes deutscher Schwerathleten (ADSA)
26.09.1948 - 22.10.1949 Josef Hergl (München)
Vorsitzender DAB
22.10.1949 - 24.07.1962 Josef Hergl (München)
24.07.1962 - 29.03.1963 Walter Lippold (Köln), amtierend
29.03.1963 - 05.07.1969 Walter Lippold (Köln)
05.07.1969 - 21.02.1970 Walter Höll (Karlsruhe)
21.02.1970 - 10.07.1971 Franz Peter (München), amtierend
10.07.1971 - 25.06.1972 Hermann Schwindling (Riegelsberg)



Letzte Änderung: 16.07.2019